Macht und Ritual – Wahlkampfrituale
Wahl Kampf Ritual
Bundestagswahlkämpfe
Fotografien 1984 – 2021
Die Bundestagswahlen sind ein idealer Anlass, Strategien der Inszenierung und Selbstinszenierung quer durch alle Parteien zu erkunden.
Die medienwirksamen Wahlkampfrituale könnten eine moderne Form des Theaters sein, wenn es da nicht um die erste Position im Staate gehen würde. Die Rollen sind eingeübt, die Hierarchien klar definiert. In der
Im Mittelpunkt der zehn Bundestagswahlkämpfe stehen die Kanzler Willy Brandt, Helmut Schmidt, Helmut Kohl, Gerhard Schröder, Angela Merkel, Olaf Scholz und die Herausforderer Franz Josef Strauss, Hans Jochen Vogel, Johannes Rau, Oskar Lafontaine, Rudolf Scharping, Edmund Stoiber, Frank Walter Steinmeier, Peer Steinbrück, Martin Schulz, Annalena Baerbock und Armin Laschet.
Die Fotografien der Serie Wahlkampfrituale sind Teil des Zyklus MACHT UND RITUAL.
Vintage Silbergelatineabzüge und Archival Pigment Prints, unterschiedliche Formate 24x30cm bis 80x120cm, sig., stemp., 1984-2021
"Und doch findet er zu Lösungen, die das Vertraute in einen neuen Kontext rücken und dadurch in seiner Selbstverständlichkeit ins Wanken bringen. Er entlarvt die Politik als Theater. Kühne Ausschnitte, mutige Perspektiven, eine nicht alltägliche Low-key-Asthetik relativieren den Glanz derer, die gewohnt sind im Licht und im Mittelpunkt zu stehen. Kohl gegen Schröder, Schäuble gegen Lafontaine – Bernd Arnold zeigt sie als "rhetorische Figuren": eindeutig und zugleich austauschbar. Bernd Arnold hat Politik fotografiert, ein konkretes Ereignis. Doch seine Bilder weisen über den Event hinaus. Man wird sie noch mit Staunen mustern, wenn andere regieren.
Wer auch immer."
Hans-Michael Koetzle in Choreographie der Macht, Leica World 1/2000
Die Macht ist nicht etwas, was man erwirbt, wegnimmt, teilt, was man bewahrt oder verliert; die Macht ist etwas, was sich von unzähligen Punkten aus und im Spiel ungleicher und beweglicher Beziehungen vollzieht.
Das Theatralische in der Politik
"Prägnanter ist sein Vorgehen wohl nicht zu beschreiben. Arnolds steten Impuls, gesellschaftlich relevante Rituale der Gegenwart zu erkunden, mag man vielleicht am besten als "visuelle Soziologie" bezeichnen.
Insbesondere die Bilder der sieben Bundestagswahlkämpfe, die er bisher begleitet hat, legen einen kalten Blick auf das komplexe Gewebe von ausgeklügelten Inszenierungsstrategien frei, um wie mit einem Seziermesser ins Innere, ja Wesenhafte dieses politischen Phänomens vorzudringen. Das tut nicht selten weh. Posen statt Verlautbarungen, Gesten statt Versprechungen, Mimen statt Worte treten unerwartet hervor, wenn eine uns sattsam bekannte Politikerelite in den Blickpunkt der Analyse gerät. Anschnitte, Blendungen und Leerstellen gehören hierbei zu den stilistischen Einsatzmitteln.
Das anachronistische Schwarzweiß, wie man es aus der Reportagefotografie vergangener Tage kennt, wird hier ebenfalls instrumentalisiert, um Nebensächlichkeiten zu eliminieren. Das Bildresultat geht ins Mark: Denn das Theatralische der Politik verdichtet sich zu einer existentiellen Parabel über Maske und Mensch, über den unerbittlichen Willen zur Macht um den Preis von Leere und Einsamkeit."
Christoph Schaden in Freelens Magazin, Nr. 30, 2010, S. 16-21, Hamburg.
Wahlkämpfe als Metapher
Wahlkampf als Metapher – Wie "Pressefotografie" aussehen könnte, wenn unsere Zeitungen mutiger, unsere Supplements politischer, unsere Zeitschriften innovativer wären, das zeigt ... Bernd Arnold (Das Kölner Heil), der die Republik da erkundet, wo das politische Geschäft ins Symbolhafte mutiert. Seine Bildsprache ist dunkel, visionär. Kühn die Anschnitte. Er liebt die Kunst der Andeutung. Libération hat dergleichen gepflegt. Immerhin gibt es jetzt ein Buch als Appetizer – großartig.
Hans-Michael Koetzle in Photo International, 2/2014, S. 26
Siehe auch weitere Publikationen:
- Essays – Die Welt der Neuen Bilder
Dokumentarfotografie und KI
144 Seiten, 25 sw Abbildungen, morisel Verlag, Asbach 2023,
ISBN 978-3-943915-60-0 - Edition – So habe ich es gesehen
Über die zukünftigen Bilder politischer Ereignisse und deren Wahrnehmung
Künstlerzeitung #3, Köln 2022 - Die Wirkkraft des fotografischen Bildes
von Dr. Stefanie Lieb
Zwischenraum 01/2014 - Bildband WAHL KAMPF RITUAL
Monografie mit 113 Fotografien
Edition Panorama, Mannheim 2013, ISBN 978-3-89823-473-3 - Eröffnungsrede Macht und Ritual
Rede von Dr. Christoph Schaden
Ausstellung im Stadtmuseum Köln 2006 - Choreographie der Macht
von Hans-Michael Koetzle
Leicaworld 1/2000
Bundeskanzler und Herausforderer
- Helmut Kohl, CDU, 1984, 1987, 1990, 1994, 1998, 2005
- Hans-Jochen Vogel, SPD, 1985
- Oskar Lafontaine, SPD / Die Linke, 1985, 1990, 1998, 2005, 2009, 2013, 2021
- Willy Brandt, SPD, 1986
- Franz Josef Strauß, CSU, 1987
- Johannes Rau, SPD, 1987, 1994
- Gregor Gysi, Die Linke, 1990, 1998, 2005
- Rudolf Scharping, SPD, 1994
- Helmut Schmidt, SPD 1994
- Angela Merkel, CDU, 1994, 2005, 2009, 2013, 2017
- Gerhard Schröder, SPD, 1998, 2005, 2017
- Joschka Fischer, Die Grünen, 1998, 2005
- Edmund Stoiber, CSU, 2002
- Guido Westerwelle, FDP, 2005, 2009
- Franz Müntefering, SPD, 2005, 2009
- Frank Walter Steinmeier, SPD, 2009
- Jürgen Trittin, Die Grünen, 2009, 2013
- Andrea Nahles, SPD, 2009, 2013
- Sahra Wagenknecht, Die Linke, 2009, 2013, 2017, 2021
- Peer Steinbrück, SPD, 2013
- Sigmar Gabriel, SPD, 2013
- Horst Seehofer, CSU, 2013
- Christian Lindner, FDP, 2013, 2017, 2021
- Martin Schulz, SPD, 2017
- Armin Laschet, CDU, 2021
- Annalena Baerbock, Die Grünen, 2021
- Robert Habeck, Die Grünen, 2021
- Olaf Scholz, SPD, 2021
Teil des Zyklus Macht und Ritual ist auch Das Kölner Heil (1986-97), Wirtschaftsgipfel (1999), Ist die Erde eine Mattscheibe? (1996) und Nacht im Milieu (1990).
Folgendes Bild: Installation art Karlsruhe 2017